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Ran an den Leser!

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Die deutschen Lokalzeitungen haben ihre Leser wieder entdeckt. Der Kampf der Schwaben gegen Stuttgart 21 und gegen die Arroganz der Mächtigen hat sie aufgeweckt. Die Leser und Leserinnen gewinnen, aber wie? Diese Frage tauchte in verschiedenen  Diskussionen am 19. Forum Lokaljournalismus vom 26.-28. Januar in Waiblingen auf.

Um die Gunst des Lesers zu gewinnen, müsse man ihn ernst nehmen, hiess es in einer Diskussionsrunde, man müsse ihn einbeziehen, Inputs aufnehmen, sich um ihn „kümmern“. Man müsse neue Medien nutzen, um die Leser da abzufangen, wo sie sich im Netz tummeln. Das ist nichts Neues. Nur musste es mal wieder gesagt sein. Die Frage ist bloss: Wie macht man das ohne Redaktionsbudgets zu strapazieren und Redaktionskollegen zu frustrieren?

Bart Brouwers, Chefredakteur von Lokaal Online, Telegraaf Media Group aus den Niederlanden stellte sein landesweites Netzwerk für hyperlokale Nachrichten vor. Sein Ziel:  16 Millionen Menschen an die Plattform zu binden. 16 Millionen – das ist immerhin ganz Holland. Rentabel müsse sie natürlich sein und dazu brauche es zuerst ein Geschäftsmodell. Ein Modell, das u.a. die Grenzen zwischen Kommerz und Inhalt verwischt, indem gewisse Inhalte bezahlt werden.

Ein umstrittenes Modell. Mercedes Bunz – sie nennt sich Digital Thinker – demonstrierte hyper local Modelle aus Grossbritannien und meinte, der superlokale Hype sei bereits wieder am Abflauen. Es gehe vielmehr darum zu prüfen, wie man mit digitalen Medien die Zeitung stützen könne. Und dazu müsse man – einmal mehr – die Leser kennen, wissen, wie sie die Medien nutzten und was sie bräuchten.

Eine pragmatische Lösung präsentierte Hans-Jörg Zürn, Chefredaktor und Verleger der Sindelfinger/Böblinger Zeitung (Auflage: 13 000, 10 RedaktorInnen), indem er auf Facebook eine Fanseite betreibt. Das habe viele Vorteile, sagt Zürn. Der Aufwand sei relativ gering, man erreiche über die Fanseite junge LeserInnen, die man mit der Zeitung nicht anspreche. Die meisten seien Nicht-Abonnenten. Einfache Aufregerthemen wie Schlaglöcher im Strassenbelag erzeugten Kommentare, aus denen sich wiederum Geschichten machen liessen. Das Posten von Meldungen führe auch immer wieder zu Rerchercheergebnissen. Fazit: Die Facebook Fanseite verstärkt die Leser-Nutzer-Bindung, stellt den Kontakt her zur jungen Zielgruppe und zu Nicht-Abonnenten und ja, er verdiene auch Geld damit.

Geschrieben von Barbara Stoeckli

30. Januar 2011 um 16:26

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